Das Wirtschaftsministerium prüft die Nutzung von E-Auto-Batterien als mobile Energiespeicher, die das europäische Energiesystem entlasten könnten. Momentan schmälern jedoch Steuern und Umlagen beim Laden und Zurückgeben von Strom den Marktgewinn.
Dennis Schulmeyer, Leiter des E-Mobility-Start-ups Lade aus Mainz, betont, dass bidirektionales Laden das Stromnetz stabilisieren könnte. Dabei werden Elektroauto-Batterien entweder als flexible Netzspeicher (Vehicle-to-Grid, V2G) oder als Hausnetzspeicher mit heimischen Photovoltaikanlagen (Vehicle-to-Home, V2H) genutzt. Das Prinzip wird auch für größere Gebäude (Vehicle-to-Building, V2B) verwendet.
Laut Schulmeyer bleibt das Potenzial dieser Technologie ungenutzt, da rechtliche Rahmenbedingungen fehlen. Untersuchungen von Agora Energiewende zeigen, dass bis 2035 ca. 28 Millionen Elektrofahrzeuge ein Flexibilitätspotenzial von etwa 28 Gigawatt liefern könnten.
Vertreter der deutschen Autoindustrie sind in Gesprächen mit dem Bundeswirtschaftsministerium, um bessere Bedingungen zu schaffen. Wirtschaftsminister Robert Habeck plant, das Thema auf EU-Ebene zu besprechen.
Ursprünglich sollte die Bundesregierung bis Ende des dritten Quartals 2023 gemeinsam mit der Branche rechtliche Vorschläge präsentieren. Allerdings hat sich dies verzögert. Es wird erwartet, dass ein entsprechendes Dokument der Nationalen Leitstelle Ladeinfrastruktur bald veröffentlicht wird.
Ein weiteres Problem ist die Verfügbarkeit von Fahrzeugen, die bidirektionales Laden unterstützen. Schulmeyer schlägt vor, dass die Politik Autohersteller dazu verpflichtet, bidirektionale On-Board-Ladegeräte zu integrieren. Es existiert bereits ein Standard für bidirektionales Laden mit dem in Europa und den USA verwendeten CCS-Stecker.
Einige Autohersteller, darunter Nissan, Renault, BMW und Volkswagen, haben bereits mit bidirektionalem Laden experimentiert oder es für zukünftige Modelle angekündigt.
Eine weitere Herausforderung ist die doppelte Besteuerung von mobilem Speicher. Derzeit werden Steuern und Gebühren sowohl beim Laden als auch beim Entladen der Fahrzeugbatterie fällig, was die wirtschaftliche Rentabilität des bidirektionalen Ladens untergräbt.
Der Bundesverband Neue Energiewirtschaft (BNE) fordert den Gesetzgeber auf, mobile Speicher genauso zu behandeln wie stationäre, d.h. von Steuern und Gebühren zu befreien. Zudem schlägt der BNE vor, Elektroauto-Nutzer, die an öffentlichen Ladepunkten laden, als Endverbraucher zu betrachten.
Zusammenfassend könnte das bidirektionale Laden erhebliche Vorteile für das Energiesystem bieten, es sind jedoch rechtliche und technologische Hürden zu überwinden.